Samstag, 15. Juni 2024

Heiliger Hass: Homosexualität in muslimischen Ländern

Heiliger Hass: Homosexualität in muslimischen Ländern


Die muslimischen Länder verbieten gleichgeschlechtliche Beziehungen. In dieser Welt gibt es sieben Länder, die die Todesstrafe vorsehen, die homosexueller Handlungen schuldig sind, diese rechtfertigen die Bestrafung mit der Scharia, der Standardauslegung der muslimischen Rechtsprechung. Obwohl die Todesstrafe nicht immer angewendet wird, macht sie sexuelle Minderheiten extrem verwundbar. Die Kultur ist jedoch nicht immer nur gegen die Homosexuellen und es gibt positive Beispiele für gleichgeschlechtliche Beziehungen in verschiedenen muslimischen Kulturen.


In Nord-Afrika, gibt es Menschen, die in beiden Kulturen aufgewachsen sind, also, die muslimische - und di europäische Kultur. Durch den Zugang zu beiden Kulturen wird diesen Menschen schon früh klar, dass Rassismus und Sexismus auf beiden Seiten des Mittelmeers allgegenwärtig sind. Homophobie ist ebenso weit verbreitet.


Amnesty International zählt 83 Länder, in denen Homosexualität im Strafgesetzbuch ausdrücklich verurteilt wird. 26 davon sind muslimisch.  Dies bedeutet, dass die Mehrheit der muslimischen Länder, darunter auch angeblich "liberale" Länder wie Tunesien und der Sudan, gleichgeschlechtliche Beziehungen verbieten. 


Der Staat ist nicht der einzige, der Repressionen ausübt. Nicht zu vergessen sind die Gemeinschaften und Familien die eine große Rolle spielen. In Indonesien ist Homosexualität nicht illegal. Aber 1998 startete eine "muslimische Miliz" eine Kampagne gegen Homosexuelle, in deren Verlauf homosexuelle Muslime terrorisiert, zusammengeschlagen und aufgefordert wurden, das Land zu verlassen oder kastriert zu werden.


Auch in Jordanien ist Homosexualität nicht ausdrücklich verboten. Vier Jordanier hielt das nicht davon ab, ihre 23-jährige lesbische Verwandte, in den USA, zu entführen, sie zu schlagen und sie zu zwingen, in ein Flugzeug nach Jordanien zu steigen.  Die US-Polizei reagierte sofort und kam ihr zu Hilfe. Gewalt, Schikanen, Verfolgung und außergerichtliche Tötungen oder "Schandmorde" sind keine Seltenheit.


Selbst in den repressivsten Ländern dieser Welt gibt es Ausnahmen. Ein Forscher aus den Golfstaaten sagte auf einer Konferenz über Sexualität im Juni 2000 in Oxford: "Im Gefängnis ist gleichgeschlechtlicher Sex die Norm. Saudi-Arabien ist einfach ein großes Gefängnis." Manchmal ermöglicht gerade die Trennung der Geschlechter Intimität zwischen Menschen des gleichen Geschlechts, ohne dass dies als unnormalisch gilt. Solange es niemand bemerkt, oder wie hier beschrieben, einfach als gegeben akzeptiet wird, kann ein solches Verhalten im Allgemeinen unangefochten bleiben.


Das gilt für beide Geschlechter. Für Frauen können kulturelle Muster benutzen die dann  besondere Gelegenheiten für Intimität bieten. Frauen können durchaus, das Bett mit der Cousine, der besten Freundin usw. zu teilen, dass wäre durchaus akzeptabel. Traditionelle Zeremonien für Frauen können es Lesben auf dem Land tatsächlich ermöglichen, regelmäßig Kontakt mit anderen Frauen aufzunehmen.


Die Kultur ist nicht immer gegen Homosexuelle, und es gibt positive Beispiele für gleichgeschlechtliche Beziehungen in verschiedenen muslimischen Kulturen. Unsichtbarkeit ist nicht immer erforderlich.  In Pakistan gibt es traditionelle Wandertheatern und Musikgruppen und da leben die jüngeren Männer, die weibliche Rollen spielen, manchmal als Paar mit dem Gruppenleiter zusammen. In solchen Gemeinschaften leben männliche Paare Liebesbeziehungen ganz offen aus. So positiv sie auch sind, solche Beispiele sollten uns nicht vergessen lassen, dass Homophobie weit verbreitet ist und von konservativen Kräften überall systematisch gefördert wird.


"Der Koran stellt klar, dass Homosexualität ungerecht, unnatürlich, ein Verstoß, ignorant, kriminell und verdorben ist", erklärt die Jamaat-e-Islami, eine rechtsextreme politisch-religiöse Partei in Pakistan. Für einige Menschen ist Homosexualität im Islam "gesetzwidrig", für andere verurteilt der Koran homosexuelle Handlungen nicht eindeutig. Der einzige tatsächliche Hinweis auf Homosexualität im Koran findet sich in den Abschnitten über Sodom und Gomorrha. Die Menschen von Sodom wurden dafür bestraft, "alles im Übermaß zu tun" und die Regeln der Gastfreundschaft nicht zu respektieren.  Sie bestehen darauf, dass nicht der Koran selbst Homosexuelle verurteilt, sondern die in muslimischen Gesellschaften vorherrschende homophobe Kultur.


An der Spitze der Unterdrückung stehen die sogenannten "religiösen Fundamentalisten". Im Women Living Under Muslim Laws Network wird die Ansicht vertreten, dass der "Fundamentalismus" keine Rückkehr zu den Grundprinzipien einer bestimmten Religion ist. Fundamentalisten sind rechtsextreme politische Kräfte, die versuchen, politische Macht durch Manipulation von Religion und religiösen Überzeugungen sowie anderen ethnischen und kulturell bedingten Identitäten zu erlangen oder zu behalten. Und der Aufstieg des Fundamentalismus ist ein globales Phänomen, das nicht nur den Islam, sondern alle großen Religionen betrifft.


Es besteht auch eine starke Verbindung zwischen fundamentalistischen homophoben Angriffen und solchen, die sich gegen Frauen richten, die sich nicht "benehmen", die unverheiratet oder allein leben können. Extremistische religiöse Führer zielen auf sexuelle Minderheiten und Frauen ab. Sie konzentrieren ihre Offensive gegen Homosexuelle sowie andere, die die Grenzen "akzeptablen" Verhaltens überschreiten.  Diese Rhetorik wird verwendet, um Repressionen gegen Homosexuelle, Feministinnen oder "andere" Frauen zu rechtfertigen – die alle systematisch als Nichtmuslime, Nichteinheimische usw. abgestempelt werden. Gewalt wird immer durch die Manipulation religiöser, nationaler oder kultureller Identitäten legitimiert.


Extremistische religiöse Führer, als auch Staatsbeamte, neigen dazu, sexuelle Minderheiten zu dämonisieren, um von einer Wirtschaftskrise oder politischen Kontroversen abzulenken. Tatsächlich nehmen Hassaufstachelung und homophobe Äußerungen dort zu, wo die lokale politische Agenda am stärksten von wachsenden fundamentalistischen Kräften beeinflusst wird.


Warum stehen Sexualität und sexuelle Konformität im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fundamentalistischer Kräfte? Eine mögliche Antwort ist, dass die Ausübung individueller Entscheidungen als Herausforderung erscheint: Autonomie – insbesonders für Frauen – wird als Bedrohung angesehen.


Es ist interessant festzustellen, dass die Araber in vergangenen Jahrhunderten homosexuelles Verhalten dem schlechten Einfluss der Perser zuschrieben. Heute ist es weitgehend dieselbe Geschichte, denn Homosexualität wird derzeit als "westliche Krankheit" angeprangert. Im Juni 2000 erklärte der malaysische Außenminister Syed Hamid Albar, Homosexualität sei "wider die Natur" und er soll das Sodomiegesetz in Malaysia verbieten, bestand er darauf: "Wir können die Gesetze des Landes nicht nur aufgrund von Forderungen von Außenstehenden ändern."


Besorgniserregend ist die Unterstützung fundamentalistischer Politik durch den sogenannten "freien Westen". Die Hilfe, die diese Staaten leisten, die vorgeben, die Demokratie zu verteidigen, ist kein neues Phänomen. Imam Khomeini lebte 1978 mehrere Monate in Frankreich, kurz bevor er in den Iran zurückkehrte, um die "islamische" Revolution anzuführen. In Afghanistan hat die CIA nicht nur die Taliban ausgebildet, sondern auch "zugegeben, 25.000 arabische Freiwillige zum Kampf gegen die Rote Armee mitgebracht zu haben". Übrigens verurteilen beide Länder – der Iran und Afghanistan – Homosexuelle derzeit zum Tode.


Was sagt uns das? Erstens, dass die Heuchelei der politischen Führer keine Grenzen kennt. Ihre ständig wechselnde Definition von "Fundamentalismus" ermöglicht es ihnen, sich gegen Verbündete von gestern zu wenden, mit denen sie sich von vornherein nie hätten einlassen sollen.  Zweitens ist es offensichtlich, dass wirtschaftliche und geostrategische Interessen immer überwiegen. Wir können nur bedauern, dass es auf internationaler Ebene so wenige Verbündete gibt, die bereit sind die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten zu verteidigen.



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